Spannung-
und Stromversorgungen
Für den Betrieb des Fusionsreaktors mussten drei verschiedene
Stromversorgungen konzipiert werden.
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vereinfachter Schaltplan des IEC-Fusionsreaktors |
40kV-Kathodenversorgung
Für die Beschleunigung der Deuteronen zur Gitterkathode ist
eine leistungsstarke Gleichstromversorgung essentiell. Im Laufe
der projektplanung wurden verschiedene Spannungsversorgungen für
die Kathode entwickelt, die experimentell verglichen und nicht alle
eingestzt werden. Um die chronologische Entwicklung darzustellen
soll zunächst, die 8-OBIT-Hochspannungsversorgung
beschrieben werden, die jedoch wegen zu geringer Leistung
nicht eingesetzt wurde.
1.)
8-OBIT-Hochspannungsversorgung
(nicht eingesetzt)
Die Hochspannungsversorgung für den Fusor sollte eine
Spannung von mindestens 30kV negativ gegen Erde aufweisen. Des Weiteren
sollte der entnehmbare Strom mindestens 5mA sein. Da solche Transformatoren
nur sehr schwer bzw. mit erheblichem finanziellen Aufwand zu bekommen
sind wurde eine spezielle Hochspannungsversorgung aus 8 Ölbrennerzündtransformatoren
konstruiert.
Diese Trafotypen (englische Abkürzung OBIT = Oil Burner
Ignition Transformer) werden, wie der Name schon sagt, in Brennern
von Ölheizkesseln verwendet. Dort erzeugen sie einen Lichtbogen,
der die Flamme zündet. Ölbrennertrafos werden primär
direkt ans Netz angeschlossen und liefern normalerweise sekundär
zwischen den beiden Hochspannungsanschlüssen 7 bis 15 kVeff
bei einem Kurzschlussstrom von etwa 25mA. Die Sekundärwicklung
besitzt eine Mittelanzapfung, die geerdet ist, so dass zwischen
jedem Anschluss und Erde nur ca.5 kV eff. liegen.
Die Transformatorversorgung besteht aus 2 OBIT-Versorgungstransformatoren,
deren Sekundärausgänge jeweils parallel verschaltet sind.
Diese beiden Ausgänge (5kV gegen Erde) dienen der Stromversorgung
der "Transformatorreihenschaltung" Bei dieser speziellen
Schaltung wird jeweils die Hälfte einer Sekundärwicklung
als "Primärwicklung" und die zweite Hälfte (durch
die Mittelanzapfung getrennt) als "Sekundärwicklung"
genützt. Jeder einzelne OBIT wirkt hier als "5kV-Spannungsverdoppler",
so dass am Ausgang von OBIT2a und OBIT2b jeweils eine Spannung von
10kV gegen Erde anliegt. Durch weitere "Spannungskaskadierung"
über OBIT1b, OBIT1c sowie OBIT2b, OBIT2c erhält man am
Ausgang der Transformatorreihenschaltung zwei gegenphasige Spannungen
von 20kV gegen Erde. Diese beiden Ausgänge können nun
an einen kapazitiven Spannungsverdoppler zugeführt werden oder
gleichgerichtet werden.
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OBIT-Transformatorversorgung |
Schrägansicht
der OBIT-Transformatorversorgung |
Spannungsmessung
mit Villardverdoppler |
2.) Leistungsfähige
Spannungswandlerversorgung
Diese Kathodenversorgung sollte bei einer maximalen
Leistung von 2500W eine konstante Hochspannung bis zu -30kV liefern.
Im "niederen Spannungsbereich" (U<20kV) sollte der
Spannungsquelle bis zu 100mA Strom entnommen werden können,
während im oberen Spannungsbereich (U>20kV) ein maximal
entnehmbarer Strom von 50mA angestrebt wurde.
Zudem sollte die Kathodenversorgung eine möglichst geringe
Welligkeit <6% bei einem Strom von 50mA im Spannungsbereich von
40kV aufweisen. Im Anschluss an ein Praktikum
von Max Bigelmayr bei E.ON Bayern wurde uns ein leistungsfähiger
Spannungswandler für das Projekt überlassen.
Dieser für mehrere kW ausgelegte Transformator kann „rückwärts“
betrieben werden und liefert bei einer Eingangsspannung von 400Veff.
eine Ausgangsspannung von 20kVeff.. Die Eingangsspannung kann über
einen Regeltransformator von 0-400V geregelt werden.
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Ansicht
auf den Waagen von oben |
Villard-Spannungsverdoppler |
einzelne
Bauteile des Spannungsverdopplers |
Mit einer Villard-Verdopplerschaltung wird der Strom über
einen Maxwell Kondensator (C=220nF) und einen Diodenstrang gegen
Erde geleitet, sodass in jeder zweiten Halbwelle ein doppelter Spannungspeak
über den Diodenstrang auftritt. Anschließend wird der
Strom über einen weiteren Diodenstrang einem Glättungskondensator
(C=220nF) zugeführt. Die Welligkeit der Amplitude einer n-stufigen
Spannungsvervielfachungsschaltung (Kaskade) nach Greinacher errechnet
sich angenähert aus der Formel
wobei, n die Anzahl der Stufen in der Verdopplerschaltung ist. Da
die Villardschaltung eine einstufige Kaskade ist, ergibt sich bei
einem Strom von 50mA bei US=40kV eine Welligkeit von .
Dies entspricht einem Ripple von 2273/40000˜0,057=5,7% Über
einen Widerstandstrang wird diese geglättete, negative Hochspannung
dann zur Vakuumkammer geführt, wo sie die Gitterkathode versorgt.
Nach dem Versuch werden die Kondensatoren mit einer speziellen Sicherheitssteuerung
über ein Hochvakuumentladerelais kurzgeschlossen.
Nach sinkt
die Spannung dann exponentiell in weniger als einer Sekunde auf
ungefährliche Spannungswerte <10V ab:
Über einen Spannungsteiler kann die proportionale Teilspannung
dem Messsystem zugeführt werden. Der Strom wird über einen
Shuntwiderstand gemessen und ebenso dem Messsystem zugeführt.
2kV-Anodenversorgung
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Die Anodenversorgung
arbeitet ähnlich der Kathodenversorgung. Über einen
Regeltrafo (engl. Variac) wird ein Transformator aus einem
Mikrowellengerät (MOT) variabel gespeist.
Die Ausgangsspannung (ca. 2kVeff.) wird nun über einen
Gleichrichter einem Glättungskondensatoren (Cges=4µF)
zugeführt und zur Gitteranode weitergeleitet. Auch hier
wird die Spannung über einen Spannungsteiler gemessen
und zum Messsystem weitergeleitet. Der Strom über einen
Shuntwiderstand gemessen und ebenso dem Messsystem zugeführt. |
2kV-Spannungsversorgung |
Glättungskondensatoren |
Filamentdrahtversorgung
Mit einem weiteren Regeltrafo kann die Heizleistung über die
Ausgangsspannung eines Niederspannungstrafos geregelt werden. Sekundär
liefert diese Versorgung nach einer Grätzbrücke eine Spannung
von ca. 40V, die kapazitiv geglättet wird.
Über Schutzdioden und Spannungsableiter ist die Versorgung
vor evtl. Einschlägen aus der Gitteranode geschützt. Analog
zu den anderen Versorgungen werden auch hier die Spannung über
einen Spannungsteiler und der Strom über einen Shuntwiderstand
gemessen.