1.Mechanismen von Kernfusion
Kernfusion
ist im Allgemeinen eine Kernreaktion, bei der zwei Atomkerne zu
einem neuen, größeren Atomkern verschmelzen. Voraussetzung
für eine solche Fusionsreaktion ist eine sehr hohe kinetische
Energie im Fusionsplasma. Ein Plasma in dem Fusionsreaktionen erzeugt
werden sollen, muss also eine sehr hohe Temperatur aufweisen. Nähern
sich zwei energetische Atomkerne einander, so erfahren diese aufgrund
ihrer positiven Ladung eine stark abstoßende Kraft (Coulomb-Abstoßung).
Die Energie, die aufgebracht werden muss um einen Atomkern an einen
anderen anzunähern ist zunächst gegeben durch:
Wobei sich je nach Ordnungszahl Z, ein anderer Energiebetrag ergibt.
Wird nun ein bestimmter Mindestabstand R0
zwischen den Atomkernen erreicht und die Coulomb-Barriere überwunden,
überwiegt die anziehende Kraftkomponente der starken Wechselwirkung
gegenüber der abstoßenden Coulombkraft. Die beiden Atomkerne
fusionieren.
Die Möglichkeit der Fusion zweier Kerne ist jedoch auch durch
den Tunneleffekt gegeben, nach dem zwei Kerne mit gewisser Wahrscheinlichkeit
auch fusionieren, wenn sie die Coulombbarriere nicht überwinden.
Die Tunnelwahrscheinlichkeit ist nach George
Gamow (Wikipedia) (1928) gegeben mit:
VR
ist hierbei die Relativgeschwindigkeit der beiden Kernteilchen,
die im direkten Zusammenhang mit der Temperatur des jeweiligen Plasmas
steht.
2.
Plasmatemperatur und Geschwindigkeitsverteilung
In
der Plasmaphysik ist es üblich thermonukleare Reaktionssysteme
durch die kinetische Temperatur zu charakterisieren. Die kinetische
Temperatur eines Plasmas wird als die der Maxwellverteilung angemessene
Temperatur definiert, die von den Gasteilchen nach Gleichverteilung
der Energie unter den drei Freiheitsgraden angenommen wird.
Für die Maxwell-Geschwindigkeitsverteilung gilt:
wobei sich durch Differenzieren und Untersuchung auf das Maximum
eine wahrscheinlichste Geschwindigkeit ergibt von
.
-> weitere Informationen zur: Maxwellschen
Geschwindigkeitsverteilung (Wikipedia)
3.
Fusionswahrscheinlichkeit und Wirkungsquerschnitt
Durch die quantenmechanische Theorie des Tunneleffekts ist es möglich
die Wirkungsquerschnitte (engl. Cross-sections) von Fusionsreaktionen
abzuschätzen. Durch Versuche in Teilchenbeschleunigern wurden
die Wirkungsquerschnitte von fusionstechnisch attraktiven Targets
wie Deuterium, Tritium und Helium3 genau bestimmt. Der Wirkungsquerschnitt
ist als „Maß der Fusionskollisionen“ eine Funktion
der jeweiligen Plasmatemperatur und wird meist in der Einheit barn
angegeben.
Die Fusionsrate eines Plasmas (Reaktionen pro cm3 und Sekunde) mit
konstanter Dichteverteilung und Kernteilchen einer Art (z.B. D-D,
T-T) berechnet sich mit
n ist hierbei die Gasdichte in Teilchen pro cm3 und VR
die Relativgeschwindigkeit der Teilchen im Plasma.
Da die Teilchengeschwindigkeiten in der Regel maxwellsch verteilt
sind, ist es sinnvoll sv über den gesamten Bereich der Relativgeschwindigkeit
zu mitteln. Dieser gemittelte Wert ist in den Grapgen unten dargestellt
(Einheit cm3/s).
Möchte man die Zahl der Fusionsreaktionen in einem bestimmten
Volumenelement des Plasmas bestimmen, so kann folgende Formel angewendet
werden:
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|
Wirkungsquerschnitte
bei verschiedenen Energien |
Fusionskonstante
bei verschiedenen Energien |
4. Relevante Kernfusionsreaktionen
Wie in den Grapgen oben ersichtlich, ist eine Kernfusion der Elemente
D, T und He3 am leichtesten in der Praxis umsetzbar. Technisch am
interessantesten sind hierbei folgende Fusionsreaktionen:
In Fusionsplasmen, die reines Deuterium enthalten, laufen folglich
parallel zwei verschiedene Fusionsreaktionen mit etwa derselben
Wahrscheinlichkeit ab.
Da die Summe der Massen der Produkte in beiden Zweigen geringer
als die der Edukte ist, tritt ein Massendefekt auf. Nach Einstein
entspricht dieser Massendefekt einem Energiebetrag der überwiegend
in Form von kinetischer Energie auf die Produkte verteilt wird.
Entsprechend dem Impulserhaltungssatz ist das Verhältnis der
Energie beider Produktteilchen umgekehrt proportional zu den jeweiligen
Massen. Sowohl das entstehende Neutron des „Neutronenzweigs“
als auch das Proton des „Protonenzweigs“ beinhaltet
folglich ca. 75% der in der Fusionsreaktion frei werdenden Energie
in Form von Geschwindigkeit.
-> weitere Informationen zu:
Deuterium
(Wikipedia)
Tritium
(Wikipdia)
Helium
3 (Film auf youtube über den möglichen Abbau
von Helium 3 auf dem Mond in naher Zukunft)
5.
Methoden der Umsetzung von Kernfusion
Pincheffekt
Wie bereits beschrieben muss ein Plasma eine bestimmte
Dichte und kinetische Temperatur aufweisen, damit Fusionsreaktionen
ablaufen können. Diese extremen Temperaturen von über
100 Mio. Kelvin können durch verschiedene Methoden erreicht
werden.
So wurden im Jahre 1949 erstmals von Sir G. P.Thomson und zwei seiner
Studenten der sog. Pincheffekt innerhalb einer Ringentladung
in einem Wirbelrohr beobachtet.
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Pinch
Effekt:
Z
maschine der Sandia National Laboratory in Albuquerque, New
Mexico. Die Anlage wird ist die weltweit größte
Maschine zur Erzeugung von Röntgenstrahlung.
Durch
Pulsentladungen von Marxgeneratoren mit Stromstärken
bis zu mehreren 10 Millionen Ampere werden Pulsleistungen
von 300 Terawatt erreicht. In solchen Versuchen wurden die
bisher höchsten Temperaturen weltweit erzeugt: Die erzeugte
Höchsttemperatur beträgt 2 Millarden Kelvin! Diese
Extrembedingungen erlauben sogar die Erforschung von Bor-
und Lithiumfusion.
Der
Elektromagnetische Impuls (EMP) während den Entladungen
ist so riesig, dass zwischen sämtlichen Metallteilen
im Raum gigantische Hochspannungsüberschläge und
Blitze durch Induktion hervorgerufen werden.
->
weitere Informationen: http://zpinch.sandia.gov/
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Stellerator
und Tokamak (Magnetic
Confinement)
Zwei Jahre später wurde von Lyman Spitzer der Stellerator entwickelt,
der ebenso wie das russische Tokamak-Prinzip aus dem Jahr 1968 auf
dem magnetischen Einschluss basiert. Diese Verfahren erzielen durch
hochkomplexe Spulenanordnungen Magnetfelder, die das Plasma einschließen
und von der Reaktorwand fernhalten.
Geheizt wird das Plasma induktiv durch Magnetpulse, Hochfrequenzheizung
und Neutralteilcheninjektion.
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WENDELSTEIN
7-X - die nach ihrer Fertigstellung weltweit
größte Fusionsanlage vom Typ Stellarator - hat die
Aufgabe, die Kraftwerks-eignung dieses Bautyps zu untersuchen.
Mit bis zu 30 Minuten langen Entladungen soll die Fähigkeit
zum Dauerbetrieb getestet werden. |
Tokamak-Fusionsreaktor
Asdex Upgrade Garching
bei München:
Der
(AxialSymmetrischesDivertorEXperiment) ging 1991 in Garching
in
Betrieb und ist die gegenwärtig größte deutsche
Fusionsanlage.
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Laserfusion (Inertial confinement)
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Inertial
Confinement durch Laserfusion
Hochleistungs-Laser
des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL)
in Californien. Der mit Xenonblitzlampen gepumpte Laser liefert
u.a. Infrarotpulse (1054nm) bishinzu 100kJ bei einer Spitzenleistung
von mehreren 10 Terawatt.
Die
erzeugten "Beamlines" werden zu einer Target-Kammer
geführt, wo sie kugelförmig angordnet z.B. auf ein
Deuterium-Tritium Target (wenige mg) gerichtet werden.
Die extrem kurzzeitige Erhitzung durch die Laserstrahlen führt
zu Kernfusion nach dem Prinzip des Inertial Confinement
(Trägheitseinschluss). Mit dieser Methode
können durch Fusion Neutronenraten im Bereich von 10^13
pro Schuss erzielt werden.
Die Versuche liefern wichtige Zusammenhänge von hochenergeti-schen
Plasmen und sind Teil des Atomwaffenforschungsprogramms der
USA.
-> weitere Informationen: https://www.llnl.gov/str/pdfs/09_97.1.pdf
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Inertial Electrostatic Confinement (IEC)
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1960 entwickelte Pilo Farnsworth und
Robert L.Hirsch das Konzept der Inertial electrostatic
confinement (IEC Fusion. Dieses heutzutage weitgehend unbekannte
Fusionsverfahren ist die Grundlage unseres Projekts. |